SABINE WILD

SABINE WILD

Schatten und Lichtseiten
Die Metropole war von jeher ein Lieblingstopos der Fotografie. New York – neben Chicago die zweite Geburtsstadt des Wolkenkratzers – könnte paradigmatisch für die Eroberung der Stadt durch das Objektiv stehen. Städte wie Hongkong und Shanghai haben aufgeholt. Die Luft um die Spitzen ihrer höchsten Gebäude ist bereits so dünn, dass die Farben verblassen.

Für Sabine Wild ist keine Megacity zu groß und kein Kontinent zu fern. Je unüberschaubarer eine Metropole, desto neugieriger stürzt sie sich auf sie. Ein Bild von ihr wäre aber nicht es selbst, wenn es unter der Oberfläche des vermeintlichen Immergleichen nicht immer etwas Neues und Überraschendes zu entdecken gäbe. Das optische Flirren der signifikanten Längs- und Horizontalschraffuren, die ihre Metropolen-Bilder bestimmen, ist formalästhetische Absicht und mehr als ein Erkennungszeichen. Ihr unverwechselbarer Stil erstaunt durch Variation. Mal skandiert ein dramatischer Einschuss von Farbelementen die vibrierenden Felder, mal überwiegt ein Maß optische Verwischung im Bild. Die Kompositionen suchen ein fein ausdifferenziertes Spannungsverhältnis zwischen grafisch-abstrakten und gegenständlichrealistischen Elementen. Durch die Verfremdungsebenen hindurch öffnet sich stets ein Mikrokosmos architektonischer Details. Zusammen ergeben die Stilmittel eine signifikante Bildsprache, die den Blick des Betrachters nicht nur auf Bekanntes, sondern ebenso auf verborgene Zwischenzonen des Wirklichen lenkt.

Zuweilen ist es, als habe die Künstlerin die Mute-Taste gedrückt in ihren Bildern, der Ton der urbanen Szenerie wirkt gedämpft. Möglicherweise ist er sogar ganz ausgestellt, um das Grundrauschen der Stadt durch künstliche Stille zu verstärken. Sabine Wilds Metropolenbilder sind progressive Bilderstürmer, in ihnen gehen virtueller Ton und visualisierte Stadt eine farblich-feierliche Mesalliance ein und feiern eine synästhetische Hochzeit der Elemente bis tief in die Nacht. Am Morgen danach steigt die Sonne wie selbstverständlich auf und ein neuer Tag beginnt.

Stephan Reisner, Freier Autor
April 2011

 

Biografie

Geb. 1962 in Padua, Italien. Lebt und arbeitet seit 1985 in Berlin. Studium der Germanistik, Linguistik und Spanisch (Magister Artium). Freie Fotografie seit 2003. 2007-2008 Ostkreuzschule für Fotografie bei Jonas Maron. 2008 Fortbildung an der Freien Universität Berlin „Management im Kunstmarkt“.

seit 2010 Mitglied im BBK Berlin seit 2009 Jurymitglied Stiftung Kunstfonds, Bonn
2008-2009 Mitglied bei neunplus (www.neunplus.com), Fotografengemeinschaft zur Förderung von Autorenfotografie.
2008 Initiatorin des jährlich stattfindenden Kulturrundgangs Südwestpassage Kultour in Berlin Friedenau (mit Susanne Wehr)
2005 Mitgründerin der Produzentengalerie „Galerie en passant“, Berlin. Galerievertretungen seit 2008 durch die Galerie Dengler und Dengler, Stuttgart (www.denglerunddengler.de) seit 2008 durch die Galerie meisterschueler, Berlin (www.meisterschueler.net) seit 2006 durch die Editionsgalerie LUMAS (www.lumas.de) Ankäufe/Werkstandorte Bundesarchitektenkammer, Architektenkammer Nordrhein Westfalen, Versorgungswerk der Architektenkammer NRW, Arbeiten in Privatsammlungen Einzelausstellungen
10/2011 Art Corporates Gallery, Dresden: „Dresden“
07/2011 Galerie meisterschueler, Berlin: „urban structures“
05/2011 Kunstverein Tauberbischhofsheim e.V.: „Rasante Städte“
04/2011 Galerie en passant, Berlin: „Naked“, mit Susanne Wehr
04/2011 Architektenkammer NRW, Düsseldorf: „Die Expo 2010 in Shanghai“
06/2010 Stuttgarter Fotosommer, Teilnahme mit der Galerie Dengler und Dengler
04/2010 Granollers, Spanien: „urban fragments“ mit Matthias Hagemann
01/2010 Galerie Dengler und Dengler, Stuttgart: „Stuttgart“
10/2009 Art.Fair21, Köln, Teilnahme mit der Galerie Dengler und Dengler
12/2008 Galerie Dengler und Dengler: „Stuttgart + Berlin“
08/2008 Haus der Architekten, Düsseldorf: „Freizeit.Architektur.NRW“
03/2008 Galerie en passant, Berlin: „Projections“
02/2008 ARD-Hauptstadtstudio, Berlin: „Vertikale“
04/2007 Galerie en passant, Berlin: „fragile welten“
06/2006 Fenster61, Berlin: „Suppenküche“
04/2005 Bundesarchitektenkammer, Berlin: „Rostige Aussichte, sinnieren über…“